Die Distel, Berlin (Distel1718)

Die Distel, Berlin

Bild zum Stück
Foto: Chris Gonz
Wenn Deutsche über Grenzen gehen
Oder: Das Ziel ist im Weg
Im neuesten Programm der DISTEL beschließen drei den Ausstieg: Schulleiterin Marion, Pfarrer Lars und Spulenwickler Dirk. Auf der Suche nach Sinn, Zeit für sich und irgendwas mit Inhalt. Als ein gewaltiges Gewitter die drei in eine verlassene Schäferhütte irgendwo im Nirgendwo spült, sitzen sie fest. Ohne Handynetz, ohne WLAN, kurz: Ohne Hoffnung auf Überleben. Jetzt haben sie Zeit – viel mehr als ihnen lieb ist.
Und plötzlich sind die Gedanken da: Klimawandel! Flüchtlingskrise! Demokratieverlust! Wo man hinguckt: Die Welt in Aufruhr! Aber Deutschland geht es doch gut und seine Bürger lassen sich bereitwillig von ihrer Kanzlerin einschläfern. Yoga statt Revolution. Ist auch gesünder. Und Rebellion macht so blöden Achselschweiß.

Den beiden Autoren Michael Frowin – zugleich auch Regisseur des Programms – und Philipp Schaller geht es um den Umgang mit der Zeit in unserer Gesellschaft, weshalb sie sich auch für ein Stück mit durchgängig agierenden Figuren entschieden. „So können wir die Charaktere in die Situation bringen, in der sie plötzlich viel Zeit haben, und auch nicht fliehen können – weder vor sich selbst, noch vor den anderen. Da werden Sätze gesagt, die man ohne Not nicht geäußert hätte. Sie lassen die Seele baumeln und das Hirn rotieren – was sehr schnell sehr absurd und sehr politisch wird. Politisches Kabarett, das sich der Gegenwart stellt und bissig-komisch zugleich ist.“
Menschen leben heute mit Zeitfenstern, Zeitinseln und Zeitmanagement. Man soll fit sein für den Job, als Elitepartner funktionieren und am besten vegan sterben. Stromlinienförmig ist die neue Individualität! Aber wo bleibt die Zeit, den aktuellen Zeitgeist infrage zu stellen? Frowin und Schaller setzen genau dort an: "Unsere Gesellschaft wird immer unfähiger, einen Dialog zu führen. Deshalb ist Kabarett heute mehr denn je der Ort, wo eine Gegenöffentlichkeit geboten wird. Gedanken, die gegen den Strich bürsten, zunehmend auch gegen die Meinung eines Teils der Zuschauer." Die DISTEL freut sich über jeden, der Lust auf diese Kontroverse hat.
Michael Frowin und Philipp Schaller schreiben schon mehrere Jahre für die DISTEL und waren beide gemeinsam erstmals Hauptautoren für das DISTEL-Programm "Lachen in Zeiten der Cholera" (Premiere im September 2009).
Timo Doleys, Caroline Lux und Stefan Martin Müller, die Darstellenden des neuen Programms, waren in dieser Besetzung erstmals in "Wohin mit Mutti?" (Premiere im Mai 2016), eines vom Publikum sehr nachgefragten und nach wie vor im Spielplan laufenden Stücks, zu sehen. Die musikalische Umsetzung liegt in den bewährten Händen von Falk Breitkreuz und Tilman Ritter, der auch die musikalische Leitung, Komposition und Arrangements verantwortet.
Buch: Michael Frowin, Philipp Schaller
Regie: Michael Frowin
Ausstattung: Antje Gebauer

mit Timo Doleys, Caroline Lux, Stefan Martin Müller
Falk Breitkreuz: Klarinette, Saxofon, Flöte, Schlagzeug, Gesang
Til Ritter: Klavier, Keyboards, Gesang
  • 13.05.2018
    18:00
    Stadttheater Fürth, Großes Haus
    bis ca. 19:55 Freier Verkauf